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Weihnachtsgrüße aus Stadt und Landkreis Peine

Weihnachtsgrüße aus Peine

Weihnachtsgrüße aus Peine

es gibt diese unnachahmliche Szene in Loriots „Weihnachten bei den Hoppenstedts“, als nach allem Auspacken und dem „Es-sich-gemütlichmachen“ die Wohnzimmertür geöffnet wird und die mühsam in den Flur ausgelagerten Geschenkverpackungsberge sich wie Fluten über die anwesende Gesellschaft ergießen. Was in dieser treffenden und lustig wirkenden Szene bürgerlicher Weihnachtsbräuche so unschuldig daherkommt, ist Jahrzehnte später zu einem echten und vor allem globalen Problem geworden– und das nicht nur zur Weihnachtszeit.Die Menge an Verpackungsmaterial übersteigt in diesem Fall an Volumen und Gewicht die vier kleinen Happen Schokogenuss – und von wegen Genuss!Ich will kein Weihnachtsverderber sein, schon gar nicht hier in der Weihnachtsbeilage der PAZ. Auch ich freue mich über liebevoll und originell verpackte Geschenke: Mein Opa hatte als Bankkaufmann die Idee, uns Kindern zu Weihnachten jeweils eine Goldmünze zu schenken, gewissermaßen dachte er schon nachhaltig und wollte Vorsorge treffen für schlechte Zeiten, wie er sagte. Er hatte in seinem Leben mehrfach Bargeldentwertungen miterlebt. Nun sind Goldmünzen für uns Kinder damals eher langweilig gewesen, und im Spielkaufmannsladen durften wir sie nicht einsetzen.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Damit aber wenigstens das Auspacken Spaß machte, kamen seine Geschenke überdimensional daher: ein riesiger Karton, fast so wie eine Umzugskiste. Darin wieder ein kleinerer Karton, darin wieder ein noch kleinerer, und so ging‘s immer weiter, bis dann die Münze endlich zum Vorschein kam, ungefähr so wie die russischen Matroschka-Puppen, wo ja auch eine in der anderen steckt. Am Ende der Bescherung sah es immer ein bisschen aus wie bei Loriots „Hoppenstedts“, und wir hatten zusätzlich unseren Spaß daran, unter die Kartons und Papierberge zu kriechen. Das war lustig und gehört zu meinen schönen Weihnachtserinnerungen der Kindheit. Heute wäre das wohl eher unter „nicht lustig“ zu verbuchen, so wie ein neulich entdeckter Cartoon: „Warum schmilzt denn deine Eisscholle nicht?“, fragt der eine Eisbär den auf der Nachbarscholle. „Weil meine aus Plastik ist!“, so der andere. Na, ganz toll!!!

Um was geht’s hier eigentlich?

Bei allem, was uns an unserer weltlich gutbürgerlichen Weihnacht wichtig ist, möchte ich auch an die Ursprünge erinnern. Und ob die uns nicht helfen können, zum Eigentlichen zu kommen? Zur ersten Weihnacht im Stall von Bethlehem gab es keinen Medienrummel und kein Twitter-Gewitter, aber es gab über allem einen leuchtenden Stern, ein kleines Licht in der großen Dunkelheit, das diejenigen sehen und deuten konnten, die in ihrem Herzen auf der Suche nach einem Zeichen waren. Ein Zeichen, einen Hinweis auf eine ganz andere und neue Qualität der Nähe Gottes und so ganz anders, als es bisher bekannt war.

Über den Hirtenfeldern gab es keine Megaweihnachtsbeleuchtung und wochenlange Last-Christmas-Berieselung, sondern nur das zarte Strahlen der Engel und ihrer Worte, die aber jene sehen und hören konnten, die wie die Hirten am Rande der Gesellschaft lebten mit übergroßer Sehnsucht, endlich selbst gesehen und gehört zu werden. So wie es sie auch heute in großer Zahl gibt: misshandelte Kinder, vernachlässigte Alte, geschlagene Frauen, obdachlose Männer, vertriebene Familien, politisch Eingesperrte, und viele mehr.

Zu Jesu Geburt gab es keine Black Fridays und keine Online-Warenfl uten, sondern nur die nackten Notwendigkeiten von Windeln und Krippenstroh und später vielleicht noch die Gaben von Weihrauch, Myrrhe und Gold. Das aber schon eher als Hinweis auf einen konsequenten und durch alles menschliche Leid führenden Weg für den Menschen- und Gottessohn Jesus von Nazareth, und nicht als Kapitalanlage in zinslosen Zeiten.

Ich packe auch gern Geschenke aus, aber noch lieber packe ich aus, was an unserer biblischjüdisch-christlichen Tradition sich über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende aufgebaut und mit Brauchtum überdeckt und eingewickelt hat. So wie bei Opas damaligen Geschenken möchte ich gern an den kostbaren Kern des Ganzen, an die Ursprünge, um zu lernen und zu erfahren, was wichtig sein wird für die Zukunft meiner, deiner, unserer so klein gewordenen Welt.

„Christus, der Retter ist da“, so singen viele zu Weihnachten immer wieder gern aus dem beliebten „Stille Nacht“. Mich fasziniert, dass Gott seine rettende Idee schon so lange vor uns hatte und dass er nicht aufhört, seine Menschheit immer wieder daran zu erinnern.

Wie immer Sie auch das Fest aller Feste feiern mögen, wünsche ich Ihnen Freude und Erfüllung im zarten Glanz, der aus der Krippe aufstrahlt.

Pfarrer Hendrik Rust,
Kath. Pfarrgemeinde „Zu den Heiligen Engeln“