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Peiner Wirtschaftsspiegel 6/2018

Traditionsunternehmen: oft über Generationen hinweg in Familienhand

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Egal, ob Handel, Handwerk oder Industrie – Familienunternehmen bleiben oft über Generationen hinweg erfolgreich. Foto: bialasiewicz/123RF

Wenn es um erfolgreiche Traditionsunternehmen in der Wirtschaft geht, haben meist die Familienunternehmen die Nase vorn. Denn was viele nicht wissen: Sie sind Motor der Wirtschaft, steuern mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt bei und beschäftigen die Mehrzahl der deutschen Arbeitnehmer. Zumal mehr als 90 Prozent deutschlandweit zu diesem Unternehmenstyp gehören.Meist sind es Firmen, die gar nicht sonderlich auffällig agieren. Einst mühsam aufgebaut und mittlerweile in zweiter, dritter oder auch achter und neunter Generation geführt, gehen sie still, aber dennoch erfolgreich ihren Geschäften nach. Ihre Anzahl wird oft unterschätzt, doch: Neun von zehn deutschen Betrieben unterschiedlicher Branchen befinden sich heute noch in Familienhand, insgesamt weit mehr als eine Million. Sie verkaufen, forschen und entwickeln, kalkulieren, investieren, produzieren und erbringen Dienstleistungen und sehen sich tagtäglich vor neue Herausforderungen gestellt, um auch langfristig im harten Wettbewerb gegen Konzerne oder Handelsketten bestehen zu können.Stärke der WirtschaftIhre Firmenlogos, Produkte und Leistungen sind dabei vielleicht noch bekannt, doch wer kennt dazu entsprechende Hintergrundgeschichten oder die Gesichter der Eigentümer, die hinter den Kulissen oder auch mittendrin und fernab von Aktienkursen und Analystenstudien in den Großkonzernen wirbeln und Verantwortung tragen – sowohl für den eigenen Erfolg oder Misserfolg als auch für die Mitarbeiter, die den Unternehmen nicht selten über viele Jahrzehnte die Treue halten? Dabei ist gerade die Vielfalt der Familienunternehmer-Landschaft ein Grund für die Stärke der deutschen Wirtschaft.Langfristige WirkungenDenn es ist unumstritten, dass sie stabilisierend wirken, wenn die Wirtschaft in unruhiges Fahrwasser gelangt, wie auch die Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“ des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und des Instituts für Mittelstandsforschung (ifm) belegt. Demnach planen Familienunternehmen risikoärmer und krisenfester und wollen ihr Erbe in der Regel geordnet und gut aufgestellt an Kinder und Enkel weitergeben und nicht unüberlegt „verschleudern“. Deswegen verzichten sie zumeist auf großartige Experimente und investieren ihr Geld lieber vor Ort und ins eigene Unternehmen, also dort, wo sie es auch verdient haben. Schließlich spielen für sie die langfristigen Wirkungen ihres Handelns eine große Rolle.Regionale VerankerungDeutlich wird dies laut Studie beispielsweise auch bei einem Vergleich der Eigenkapitalausstattung: Lag die Eigenkapitalquote aller Unternehmen in den Jahren 2013 und 2014 im Durchschnitt bei 29,5 Prozent, wies der Mittelwert bei den 500 größten Familienunternehmen mit 36 Prozent einen deutlich höheren Wert auf.Ein ganz bedeutender Erfolgsfaktor ist bei Familienunternehmen aber auch die regionale Verankerung – vor allem in eher ländlichen Regionen. Denn der persönliche Kontakt zu den Menschen sowie die volle Überzeugung, hinter den eigenen Produkten und Dienstleistungen zu stehen, schafft Vertrauen und persönliche Nähe, die in der Regel für eine nachhaltige Beziehung sorgt. Und genau diesen strategischen Vorteil setzt wohl kaum ein Unternehmer, der vor Ort lebt und arbeitet und oft über Generationen hinweg bekannt ist, leichtfertig aufs Spiel. Daher gelten Familienunternehmen auch als zuverlässiger und attraktiver Arbeitgeber, dessen Denke von „echten Werten“ bestimmt werde.

Peiner Wirtschaftsspiegel 6/2018