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City Land 2/2020

Lokale Geschäfte sind naheliegend

Lokale Geschäfte sind naheliegend

In der Corona-Krise ändert sich nicht nur, was die Menschen einkaufen, sondern auch wie. Lokale Einzelhändler wie Jan Philip Colberg, der dem Vorstand der Kaufmannsgilde Peine angehört, erleben derzeit einen Veränderungsmix beim Konsumverhalten der Menschen in unserer Region. Als einen Hauptgrund nennt er die „Gefühlswelt der Menschen“ und führt darauf verschiedene Kauftrends und Konsumentwicklungen zurück.

Gefühlswelt der Menschen entscheidet über Einkäufe

„Kunden suchen gezielt, Nur-mal-gucken-Mentalität fehlt.“

Jan Philip Colberg, Vorstand Kaufmannsgilde Peine

Der Kaufmann kann besonders mit seinem Peiner Ladengeschäft Schichtwechsel Am Markt vom gewandelten Einkaufsverhalten seiner Kunden profitieren. Auch sein Onlineshop für sportliche Freizeitkleidung floriert. „Das regionale Shoppen vor Ort hat neu an Bedeutung gewonnen. Mit Maske verweilen die Kunden zwar kürzer bei uns, suchen ganz gezielt und kaufen dann. Die alte Nur-mal-gucken-Mentalität, die fehlt nun“, beschreibt er seine Eindrücke und fügt hinzu: „Während des Lockdowns hatten wir mit unserem Onlineshop sogar hundert Prozent Plus an Umsatz mit regionalen Kunden gemacht. Wir haben uns ihrem Kaufverhalten angepasst und ihre Einkäufe in Tüten vor die Tür gestellt. Viele dieser Käufer, darunter zahlreiche Neukunden, kommen jetzt gern in unser Geschäft, wollen zum Beispiel die online erstandene Hose noch mal in einer anderen Farbe kaufen.“

Als die Läden im März schließen mussten, war der Onlineshop von Schichtwechsel bereits voll ausgestattet. Ein Vorteil für den Geschäftsmann, der den Umsatz mit seiner Sportswear so zügig ankurbeln konnte und online jetzt mehr als 2019 verkauft. Gleichwohl legt er sein Hauptaugenmerk weiter auf den stationären Handel. Sportliche Freizeitkleidung und Outdoormode liegen im Trend, davon profitiere sein Geschäft. Ob das so bleibt? Weit kann gerade niemand denken.

Colberg betreibt einen zweiten Laden für sportliche Freizeitkleidung in Wolfsburg. Dort beobachtet er im Moment ein „vorsichtigeres Einkaufsverhalten“ als in Peine. Warum? „Man kann nicht in die Kunden hineinschauen“, sagt er. Wer seit Monaten im Homeoffice arbeite, dem fehle oft die Shoppinglust für Luxusgüter. „Hinzu kommt vielleicht ein unsicherer Arbeitsplatz.“ Auch die Medien, sofern sie Angst mit der zweiten Welle schürten, findet Colberg, beeinflussen die Gefühlwelt der Kunden. Wer indes durchgängig wie gewohnt arbeite, habe eher nicht das Gefühl, das Geld könne ausgehen und alles gefährlicher werden.

Wie wird die Krise verpackt? Herrscht im Onlinehandel Goldgräberstimmung? Immerhin erfahren mächtige Wettbewerber wie Amazon oder Zalando einen weiteren Schub und bauen ihren Marktanteil aus. Doch in diesen Zeiten zeigt sich zugleich: Die lokalen Geschäfte sind im wahrsten Wortsinn naheliegend, sie sind das Gesicht der Stadt, sind ein Stück Heimat und schaffen Erlebnischarakter. So nutzte Jan Philip Colberg unlängst das Industrieflair der Gebläsehalle in Ilsede, um die Lager seiner Schichtwechsel-Shops zu räumen und viele Topmarkenschnäppchen – Schuhe, Sweats, Jacken, Shirts, Hosen, Caps und Rucksäcke für Damen und Herren – zwei Tage lang beim großen Sonderverkauf – mit Corona-Regeln – auf dem Hüttengelände anzubieten.

Es bleibt herausfordernd – online wie offline!