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Peiner Wirtschaftsspiegel

„Unser Standort bietet enorme Chancen und Entwicklungspotenzial“

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Foto: PAZ-Archiv

Auch das Jahr 2020 wird den Landkreis Peine wieder vor eine Fülle an Herausforderungen stellen. Das Thema Standortmarketing steht für Landrat Franz Einhaus dabei eindeutig im Mittelpunkt. Im Interview mit Redaktionsleiterin Melanie Stallmann spricht der Verwaltungschef über die Chancen eines ausgefeilten Standortmarketings und was dafür erforderlich ist.

Interview

HERR EINHAUS, STADT UND LANDKREIS PEINE HABEN SICH IN DEN VERGANGENEN JAHREN UND JAHRZEHNTEN ZU EINEM ERFOLGREICHEN WIRTSCHAFTSSTANDORT ENTWICKELT UND SIND AUCH ALS WOHN- UND LEBENSSTANDORT IMMER BELIEBTER GEWORDEN. JETZT SOLL ES EIN ABGESTIMMTES STANDORTMARKETING GEBEN, UM DAS PEINER LAND IM SCHULTERSCHLUSS ZWISCHEN DEM LANDKREIS, DER STADT UND DEN GEMEINDEN BEKANNTER ZU MACHEN. AUS WELCHEM GRUND?

– Ich möchte, dass wir uns nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen, sondern wieder offensiver mit unseren Stärken umgehen. Denn ich sehe unseren Landkreis zwischen den Oberzentren Hannover und Braunschweig in einer ganz besonderen Lage. Wir sind nicht mehr der typische Stahlstandort, sondern haben uns mit einer sehr kleinteiligen Wirtschaftsstruktur weiterentwickelt. Doch es ist noch erheblich Luft nach oben. Deswegen müssen wir entsprechende Möglichkeiten und Vorteile, die wir als Wohn-, Lebens und Wirtschaftsstandort bieten, nutzen und bekannter machen. Denn Ziel ist es, neue Unternehmen anzusiedeln und entsprechende Fachkräfte für unser Peiner Land zu begeistern, um Steuer- und Kaufkraft vor Ort zu halten.

WO SEHEN SIE DIE BESONDEREN STÄRKEN DES PEINER LANDS?

– Wir haben nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als Wohn- und Lebensstandort eine ganz besondere Lage. Denn sämtliche Attraktivitäten im gesamten Raum stehen zur freien Verfügung, ohne dass man dafür den ganzen Tag unterwegs sein muss. Das bietet den Menschen vor Ort ein hohes Maß an Lebensqualität.

ABER ALLEIN DARUM GEHT ES DOCH NICHT?

– Natürlich nicht. Beim Standortmarketing geht es um viel mehr. Wir wollen, dass sich die Unternehmen wie auch die Bürger wohlfühlen bei uns und entsprechende Rahmenbedingungen vorfinden.

WAS STELLT DAS FÜR ANFORDERUNGEN AN DAS STANDORTMARKETING?

– Zum einen muss es die Menschen berücksichtigen, die bereits vor Ort wohnen und ihren Standort mit Angeboten aus dem Veranstaltungs-, Kultur- und Freizeitbereich in der Stadt als attraktiv erleben möchten. Aus Kreissicht gehört außerdem dazu, dass sich das kulturelle Leben in den Gemeinden gut entwickelt und bekannter wird. Dafür haben wir bei uns mit der Servicestelle Kultur eine spezielle Koordinierungsstelle, die sich bereits sehr gut etabliert hat. Darüber hinaus gibt es das Marketing, das die Wirtschaft in den Mittelpunkt stellt.

WELCHE ROLLE SPIELEN PEINEMARKETING UND DIE WITO DABEI?

– Sie sind durchaus Bestandteile des Standortmarketings, aber mit unterschiedlichen Schwerpunkten. PeineMarketing kümmert sich bislang um städtische Veranstaltungen, die wito um Wirtschaftsförderung im engeren Sinn. Sie vermittelt Förderprogramme, bringt den Technologietransfer voran, vertritt unseren Landkreis bei der Allianz für die Region und verantwortet das gesamte Beratungsangebot rund um die Wirtschaft vor allem im Bestand. Wir wollen aber auch versuchen, zusätzliche Unternehmen bei uns zu platzieren.

HABEN SIE DABEI BESTIMMTE BRANCHEN IM BLICK?


– Ich denke dabei vor allem an kleinere Unternehmen wie Ingenieurbüros oder andere Dienstleister beispielsweise aus den Bereichen Automotive, Kunststoff oder auch Maschinenbau. Zumal es bei uns mit Blick auf das Thema Digitalisierung und entsprechende Glasfasernetze, die bei uns auf- und ausgebaut werden, beispielsweise möglich wird, Homeoffice zu betreiben und sämtliche Steuerungen von Maschinen und Prozessen ortsunabhängig zu übernehmen, aber bei Bedarf binnen kürzester Zeit bei den jeweiligen Auftraggebern zu sein. Aus dem Landkreis heraus lässt sich das Gebiet Hannover-Braunschweig mit insgesamt mehr als einer Million Menschen jederzeit und bequem erreichen. Es gibt kaum einen Standort in Niedersachsen, der derartige Möglichkeiten bietet. Aber genau das muss eben noch bekannter werden.

WER SOLL ENTSPRECHENDES MARKETING BETREIBEN?

– Das ist natürlich eine organisatorische Herausforderung. Die für die einzelnen Bereiche zuständigen Anlaufstellen müssen dafür zusammenrücken und ein gemeinsames Leitmotiv entwickeln, mit dem sich alle Beteiligten identifizieren und das man dann mit Leben füllt. Dann können beispielsweise die Metropolregion oder die Allianz für die Region Partner dabei sein, um uns auch weit über die Kreisgrenzen hinaus zu präsentieren. Aber dieses Engagement kostet natürlich auch Geld, wenn man tatsächlich professionell nach außen wirken möchte – auch wenn wir keinesfalls bei null anfangen.

IN WELCHEN DIMENSIONEN MÜSSEN DIE BETEILIGTEN DABEI DENKEN?

– Ich denke, der Einsatz wird mindestens mehrere 100 000 Euro kosten. Denn man muss ihn koordiniert und mit entsprechenden Ressourcen angehen – finanziell und personell. Vor allem muss man trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die vielleicht bestehen, die Bereitschaft zeigen, in Vorleistung zu gehen. Denn wenn ich nicht investiere, verliere ich, das weiß jeder Kaufmann.

AN WELCHE KONKRETEN SCHRITTE DENKEN SIE?

– Man muss all das, was wir hier schon haben, in professionelle, präsentable Formen bringen. Ich denke dabei zum Beispiel an unsere Betriebspartnerschaften, die ein wichtiges Zeichen dafür sind, dass sich Unternehmen bei uns gegenseitig helfen. Aber es gibt noch viele Beispiele mehr, die man in den Fokus rücken könnte. Dafür braucht man aber auch die Unterstützung der Unternehmen selbst. Denn genau sie sind natürlich die besten Werber, die die Standortvorteile auch nach außen bekannter machen könnten.

WELCHER VORAUSSETZUNGEN BEDARF ES FÜR DIESEN FINALEN SCHRITT?

– In erster Linie, dass sich Politik, Verwaltung und alle Beteiligten einig sind und einen gemeinsamen Leitgedanken mit entsprechenden Handlungsfeldern entwickeln. Im Anschluss muss man schließlich über entsprechende Ressourcen reden. Ansonsten arbeiten wir auf dem bisherigen Niveau weiter und können die enormen Chancen und Entwicklungspotenziale, die uns der Raum bietet, nicht nutzen.