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Peiner Wirtschaftsspiegel

Neuer Peiner Gildemeister Jan Philip Colberg pragmatisch und mit Blick nach vorn

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Gildemeister Jan Philip Colberg freut sich auf neue Herausforderungen. Foto: PAZ/Archiv

Für den neuen Gildemeister der Kaufmannsgilde Peine, Jan Philip Colberg, ist es in diesen Zeiten ähnlich wie im Radsport: Man setzt sich ein Etappenziel, schätzt unerwarteten Rückenwind, legt bei Bedarf Zwischensprints ein, um ans Ziel zu kommen, und hat dabei ein starkes Team an der Seite. Privat tritt der Geschäftsführer von Schichtwechsel am Markt eher nicht kräftig in die Pedale und lässt es lieber geruhsamer angehen.Doch wer nichts macht, kann auch nicht meckern“, sagt der 36-jährige, der in diesem Mai in sein neues Amt gewählt wurde. Die Tätigkeit als Gildemeister ist derzeit eine besondere Herausforderung. Er meistert sie mit einem kooperativen Führungsstil, wohl wissend, dass das der Vorstand der Kaufmannsgilde engagiert genug ist, die notwendigen Aufgaben mit möglichst großem Erfolg zu erledigen.

 

„Wir sind gerade sehr pragmatisch unterwegs, täglich ändert sich im Einzelhandel bei unseren Mitgliedern und mir etwas“, sagt Colberg. Da gehe es schon mal darum, wie man Desinfektionsmittel zu normalen Preisen für alle Mitglieder beschaffen könne. Auch der Impuls für den 10-Euro-Gutschein „# Peinehältzusammen“ sei von den Kaufleuten ausgegangen. Fleißarbeit sei jetzt angesagt und für Visionen sei wenig Zeit. „Trotzdem müssen wir uns überlegen, wie Leben, Einkaufen, Genießen, Wohnen und Arbeiten künftig in unserer Innenstadt gestaltet werden kann und wie Peine attraktiv bleibt. Da ist viel Mut gefragt“, ist Colberg überzeugt und stellt fest: „Corona zeigt auf, dass viele von uns die Digitalisierung in unserer Innenstadt verschlafen haben. Es reicht nicht, wieder die Ladentür aufzumachen. Das wurde schon nach dem ersten Lockdown deutlich.“

Der Gildemeister macht sich für Onlineshops – quasi als „digitale Kopie“ der Kleinstadt – stark, um Menschen aus der Region in die Eulenstadt zu locken. „Der Onlineshop ist das Schaufenster unserer Produkte im Laden“, betont der gebürtige Peiner, der seit 2008 selbstständig ist. Seine Beobachtung: Die Kunden kämen sehr informiert ins Geschäft, und viele zeigten Handyfotos von gewünschter Ware. Das vorab im Onlineshop angeschaute Produkt dann in Peine kaufen zu können – bei gutem Branchenmix, kurzen Wegen und entspannter Parksituation – sei eine große Chance für die hiesigen Kaufleute.

Colberg habe während der kurzen Ladenöffnungszeiten in der Pandemie eine „wahnsinnige Lust der Menschen beobachtet, in die Geschäfte zu kommen". Doch das gezielte Verweilen habe gefehlt. Die Leute hätten genug davon, am Bildschirm ohne haptisches Erlebnis zu bestellen. Sein erstes Ladengeschäft hat der Geschäftsmann 2012 in Wolfsburg eröffnet – einen Skate Store mit angesagter Mode und Rollbrettern wie Longboards oder Skateboards. Aus Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt eröffnete er 2015 Schichtwechsel in Peine, zunächst auf kleiner Verkaufsfläche in der Fußgängerzone und danach größer am jetzigen Standort. „Wir führen moderne Markenkleidung für einen großen gesellschaftlichen Querschnitt an Menschen, die Interesse an Nachhaltigkeit haben“, betont er. Er wolle mehr als nur „reine Verkaufsstätte“ sein, freue sich auf die Post-Corona-Zeit, wenn er wieder Livemusik, Kunst und mehr in seinem Geschäft ermöglichen könne.

Seit sechs Jahren engagiert Colberg sich, erst in der City-Gemeinschaft und nach der Fusion in der Kaufmannsgilde. Auch das Miteinander im Vorstand nennt er als Motivation für sein Amt als Gildemeister. Zudem genießt er die aktive Mitgestaltung, die Spielraum eröffnet. Peines Gesicht werde sich verändern, die Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie würden diese Veränderungsprozesse noch einmal beschleunigen. „Die pandemiebedingten Folgen auf Geschäftswelt, Gastronomie und Kultur spüren wir bereits. Corona hat erheblichen Einfluss auf die Lebendigkeit und Funktionsfähigkeit in unserer Stadt und in den Gemeinden, Auswirkungen, die in ihrer gesamten Tragweite heute noch gar nicht absehbar sind“, sagt Colberg.

Herausforderung werde sein, Peine individuell als Einkaufsstadt sowie Wohn-, Erlebnis-, Arbeits- und Sozialraum zu stärken und Lösungen zu schaffen, die an die lokalen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst sind. „Die Schaffung von Wohnraum für alle Altersgruppen oder kreative Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften in Obergeschossen über Geschäften könnte dazugehören“, findet Colberg. Auch kreative Zwischennutzungen für Kulturschaffende sowie Handwerk, Bildung und Nahversorgung könnten wieder verstärkt in die Innenstadt gebracht werden. „Viele Peinerinnen und Peiner sind offen für Veränderung, das müssen wir nutzen.“ bik