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Peiner Wirtschaftsspiegel

Handwerk bietet gute Perspektiven, aber Nachwuchskräfte fehlen

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Jeder Azubi, der aktuelle in der Baubranche fehlt, ist in drei Jahren eine Fachkraft weniger. Foto: IG Bau

Das Handwerk bietet jungen Menschen hervorragende berufliche Perspektiven, wie sich auch in den jüngsten Lockdown-Phasen gezeigt hat. Denn die Auftragslage ist besser denn je und die Betriebe konnten weitestgehend ununterbrochen weiterarbeiten. Dennoch bleiben auch im Peiner Land zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt.Ein Grund für das Defizit an Azubis in der Handwerksbranche – mehr als 200 fehlen in diesem Ausbildungsjahr allein im Hoch- und Tief bau – ist laut Experten, dass vielen Jugendlichen und auch Eltern die enormen Möglichkeiten des Handwerks gar nicht bewusst seien. Dabei stünden ihnen mit der Ausbildung sämtliche Türen offen: Im besten Fall werden die jungen Handwerkerinnen und Handwerker nach einer Fortbildung zum Meister oder zur Meisterin selbst Unternehmerinnen und Unternehmer. „Sie können eigene Betriebe eröffnen oder bestehende Betriebe übernehmen“, betont Dr. Hildegard Sander, Hauptgeschäftsführerin der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN).

 

GUTE VERDIENSTMÖGLICHKEITEN

Schließlich könnten die jungen Gesellen nach der Ausbildung zunächst im Betrieb arbeiten oder später dann auch die Meisterfortbildung antreten. „Damit erreichen die Absolventen dann das Niveau eines universitären Bachelorabschlusses, denn beide Abschlüsse entsprechen demselben Niveau des Deutschen Qualifikationsrahmens“, wie Experten deutlich machen. Wobei ein Drittel der Meister und Techniker im Durchschnitt sogar rund ein Drittel mehr als ein Bachelorabsolvent verdienen. „Viele Eltern kennen diese Möglichkeiten nicht!“, macht der LHN-Bildungsexperte, Dr. Tobias Roeder, deutlich.

MEHR ABITURIENTEN

Auch die Möglichkeit, einer handwerklichen Ausbildung ein Hochschulstudium folgen zu lassen, sei vielen Schulabgängern und auch Eltern gar nicht bekannt. Doch der Meistertitel mache diesen Werdegang möglich.

Hinzu kommt das sogenannte triale Studium, etwa in den Bereichen Handwerksmanagement oder Craft-Design. Dabei durchlaufen die Absolventen gleichzeitig eine Ausbildung und ein Studium, das zu einem Gesellenbrief und einem Bachelorabschluss führt. Diese Vielzahl an Möglichkeiten könne auch dazu geführt haben, dass der Anteil der Abiturienten im Handwerk im vergangenen Jahr bei 11 Prozent gelegen habe und damit gegenüber den Vorjahren gestiegen sei.

FACHKRÄFTEMANGEL STEIGT

Doch das ändere nichts an der prekären Situation in Sachen Azubi-Mangel. So warnt beispielsweise die IG Bau Nord-Ost-Niedersachsen vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der Stellen in diesem Bereich unbesetzt bleiben. Laut Arbeitsagentur waren zum Ausbildungsstart im vergangenen Monat bei Hoch- und Tief bauunternehmen in Niedersachsen noch rund 890 Plätze frei. Das entspricht rund 56 Prozent aller gemeldeten Ausbildungsstellen in der Branche. „Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Teils bieten Firmen weniger Plätze an oder fahren die Lehre ganz zurück. Auch der Berufsschulunterricht kann nicht überall wie gewohnt stattfinden. In vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger“, erklärt Dieter Großmann, Bezirksvorsitzender der IG Bau Nord-Ost-Niedersachsen. Doch jeder Azubi, der jetzt fehle, sei in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft weniger. Besonders das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen Auftragslage – vom Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau – noch mehr Berufsanfänger für sich gewinnen.