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Sicherheitswochen November 2019

„Es gibt noch viele technische Bedenken“

„Es gibt noch viele technische Bedenken“

So hört Alexa nur das, was sie soll

Herr Klöß, Sie haben bei Bitkom vor Kurzem eine Studie veröffentlicht, wonach drei von zehn Menschen schon in einem smarten Zuhause leben. Ist die komplett vernetzte Wohnung also schon Alltag?  Bei den drei von zehn Menschen handelt es sich vor allem um solche, die einzelne vernetzte Geräte besitzen. Die also zum Beispiel smarte Heizungssysteme, Lampen oder Rollläden nutzen.  Richtig schlau ist das Haus dann aber noch nicht.Ein einzelnes, mit dem Internet vernetztes Gerät ist nur der Einstieg ins Smart Home. Es geht tatsächlich noch deutlich cleverer. Nämlich dann, wenn mehrere Geräte miteinander vernetzt sind und untereinander Daten austauschen. Wenn die Heizung also zum Beispiel darauf reagiert, ob jemand zu Hause ist, oder die Haustür sich öffnet, wenn der Hausbesitzer vor der Tür steht.

Steuerbare Rollläden, Heizungen und Kaffeemaschinen – das vernetzte Zuhause soll die Zukunft sein. Doch wie massentauglich sind die Ideen?

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"Die Idee ist, Sie durchgängig durch den Tag zu begleiten."

Sebastian Klöß, Referent für Consumer Technology beim Digitalverband Bitkom

Warum wird diese Vision des voll vernetzten Smart Homes bisher noch so selten umgesetzt?
Das große Problem in der Vergangenheit war, dass viele Systeme nicht miteinander kompatibel waren. Die Geräte konnten nicht miteinander kommunizieren. Mittlerweile gibt es immer mehr herstellerübergreifende Plattformen. Das liegt auch daran, dass die großen Digitalkonzerne Apple, Amazon und Google inzwischen aktiv geworden sind und etwa Smart-Home-Apps entwickelt haben, mit denen man über das Smartphone verschiedene Geräte steuern kann. Auch die Sprachsteuerung macht die Nutzung von smarten Geräten einfacher.  
    

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Kaufen Kühlschränke bald autonom ein? Zumindest ist das eine Idee, wie das Smart Home noch schlauer werden könnte.

Was versprechen sich die Menschen von einem Smart Home?

Vor allem wollen sie ihr eigenes Zuhause komfortabler machen. Dann folgt der Wunsch, das Haus sicherer zu machen. Im Vergleich zum Vorjahr, das zeigen unsere Umfragen, ist auch das Anliegen, das Zuhause mithilfe von Smart-Home-Technologie energieeffizienter zu machen, größer geworden. Vielleicht ist das schon ein Effekt der Fridays for Future.

Was schreckt ab?

Es gibt noch viele technische Bedenken. Viele Menschen halten die Installation für zu aufwendig, die Bedienung für zu kompliziert. Andere sehen einfach keinen Nutzen darin – oder finden die Technik zu teuer. Und dann ist da – vor allem in Deutschland – noch die Angst vor Datenmissbrauch. Sobald eine Technologie in den eigenen vier Wänden genutzt wird, sehen die Nutzer das viel kritischer.
  

Zu Recht, oder? Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass Amazon, Apple oder auch Google Sprachdateien von Menschen auswerten lassen.

Ich glaube, das Vertrauen ist immer noch da. Die Firmen sind sich bewusst, dass sie sauber arbeiten müssen. Sie haben ein Interesse daran, die persönlichen Nutzerdaten bestmöglich zu schützen und sicher zu halten. Denn wenn die Vertrauensbasis fehlt, hat das Smart Home keine Chance.

Warum ist das Smart Home für Google, Apple und Amazon interessant?

Das Zuhause ist ein Bereich, in dem wir einen großen Teil unseres Lebens verbringen. Daher ist es für die großen Plattformen interessant, auch dort durchgängig ihre Dienste anzubieten und mit ihren Ökosystemen ein nahtloses Nutzererlebnis aus einem Guss zu bieten.
  

Das heißt zum Beispiel, Google weiß durch mein Android-Smartphone, wo ich bin – und macht dann zu Hause schon mal die Heizung an?

Genau. Die Idee ist, Sie durchgängig durch den Tag zu begleiten.

Gibt es eine Alternative zum Smart Home von Google, Apple oder Amazon?

Alternative Systeme wird es immer geben. Aber ich glaube, der Reiz der großen Plattformen für die Nutzer liegt darin, dass sie diese große Basis bieten und auch eine große Vielfalt von Produkten, Sensoren und Verknüpfungen.

Wird das Smart Home wirklich massentauglich?

Dieser Prozess hat schon begonnen. Es wird bestimmt nicht das komplett vernetzte Heim für jeden sein – so wie es als Vision ja schon seit Jahren existiert. Aber die einzelnen Bausteine – ob das der Staubsaugroboter oder der smarte Herd ist – werden sich deutlich ausweiten. Immer mehr dieser Produkte werden über Plattformen vernetzt und über eine einzige App steuerbar sein. Sodass mit einem Befehl etwa morgens der Rollladen hochfährt, das Licht angeht und die Kaffeemaschine startet. Interview: Anna Schughart  

Voreingestellte Passwörter sind ein Einfallstor für Hacker

Viele Nutzer von Smart-Home-Anwendungen ändern die Standardpasswörter nicht. Das kann fatale Folgen haben. Am besten ändert man die Passwörter direkt bei der Installation. Ein sicheres Passwort besteht laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aus mindestens acht Zeichen, darunter Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Es sollte außerdem nicht in Wörterbüchern vorkommen oder leicht zu erraten sein.

Für die Sicherheit eines Passwortes gibt es vor allem zwei Kriterien. Zum einen gilt: Je länger, desto sicherer. Die Anzahl der Versuche, ein Passwort zu knacken, erhöht sich bei der Verwendung von Groß-, Kleinschreibung, Sonderzeichen und Ziffern mit jedem zusätzlichen Zeichen um den Faktor 95. Bei der empfohlenen Mindestlänge von acht Zeichen sind danach mehr als sechs Billiarden Versuche nötig, bis das Passwort geknackt ist – vorausgesetzt, das Passwort steht in keinem Wörterbuch. Experten raten, Begriffe mit Sonderzeichen zu durchsetzen und sinnfreie Kombinationen aus großen wie kleinen Buchstaben und Zahlen zu wählen.

Beim Smart Home sollten Nutzer neben der Passwortänderung abwägen, welche Geräte sie tatsächlich mit dem offenen Internet verbinden wollen und welche nicht. Es kann auch reichen, sie in das heimische Netzwerk einzubinden und nicht auch aus der Ferne.

So hört Alexa nur das, was sie soll

Bei der Nutzung von Smartspeakern mit Sprachassistenz sind Persönlichkeitsrechte gefährdet

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Guck mal, wer da horcht: Wer Sprachassistenten zu Hause nutzt, sollte Besucher darüber informieren. FOTO: JEFF CHIU/AP/DPA

Ein Bundestagsgutachten sieht bei Sprachassistenten Risiken für unbeteiligte Besucher und Kinder – und wirft die Frage nach fehlenden rechtlichen Regelungen auf. Nutzer müssen aber nicht auf neue Gesetze warten, um beim Gebrauch von Amazons Alexa oder dem Google Assistant die Persönlichkeitsrechte Dritter zu schützen. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Nutzer Besuch darüber informieren, dass sie einen digitalen Sprachassistenten nutzen und ihn gegebenenfalls ausschalten, rät der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Bei vielen Smartspeakern wie etwa dem Amazon Echo oder dem Google Home gibt es zu diesem Zweck eine Mikrofontaste oder einen Mikrofonschalter am Lautsprecher. Das Deaktivieren des Sprachassistenten lohnt sich nicht nur, wenn Besuch kommt, dem der Betrieb unangenehm ist. Sondern auch, wenn man ohnehin weiß, dass man den Dienst längere Zeit nicht nutzen möchte.

4 Stellen sollte ein Sprachcode für die Nutzung von Amazon über Alexa haben, damit Kinder nicht versehentlich oder aus Jux Bestellungen aufgeben können.

Transparenz und Kontrolle über den Zeitpunkt oder die Dauer einer Aufnahme von Sprachassistenten lassen sich zudem über Tonsignale verbessern, die sowohl den Start als auch das Ende einer Sprachaufzeichnung markieren können, erklären die Verbraucherschützer. In der Alexa-App finden sich die Tonsignale unter Toneinstellung, in der Google-Home-App unter Bedienungshilfen.

Die Tonsignale helfen Nutzern auch, zu erkennen, wenn ungewollt oder versehentlich aufgezeichnet wird. Zwar soll das eigentlich nur geschehen, wenn ein festgelegtes Aktivierungswort fällt – beim Assistant sind das immer „Hey Google“ sowie „Okay Google“, während man bei Amazon „Alexa“, „Amazon“, „Echo“ oder „Computer“ als Signalwort wählen kann. Ein vzbv-Test hat aber gezeigt, dass die Assistenten auch auf Abwandlungen und Begriffe regieren, die dem Aktivierungswort ähnlich sind, etwa „Okay, Kuchen“ für „Okay, Google“ oder „Gecko“ für „Echo“.

Grundsätzlich raten die Verbraucherschützer, „Alexa“ nicht zum Signalwort zu machen, wenn Familienmitglieder oder Freunde so oder ähnlich heißen, also etwa Alexandra. Auch von „Computer“ als Signalwort sei abzuraten, weil es einfach zu häufig vorkommt und man so „ungewollte Einblicke“ riskiere.

SICHERHEITS FRAGE

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ANNE MARKWARDT

Besser essen ohne Skandale 

Fipronil im Ei, Pferdefleisch in der Lasagne, und nun mit Listerien verunreinigte Produkte des Wurstfabrikanten Wilke aus Hessen: Immer wieder kommt es zu Lebensmittelskandalen, mit schlimmen Folgen für Verbraucher. Gerade der Wilke-Fall, bei dem mindestens drei Menschen nach dem Verzehr der verdorbenen Wurst gestorben und zahlreiche weitere Menschen erkrankt sind, zeigt: Die Lebensmittelüberwachung in Deutschland und Europa hat zu viele Schwachstellen. Die Aufklärung dauert zu lang, die Behörden haben zu wenige Kompetenzen, die Öffentlichkeit wird nicht ausreichend informiert. So ist es völlig inakzeptabel, dass bis heute nicht vollständig geklärt ist, wohin alle Wurst-Chargen geliefert wurden. Um solche Skandale zu verhindern, bedarf es konsequenter Regelungen: Erstens müsste die Verantwortung für die Lebensmittelüberwachung von den Kommunen auf die Länder übertragen werden, wobei der Bund verpflichtet werden sollte, im Krisenfall die Koordinierung und Verantwortung zu übernehmen. Zweitens müssten die Behörden Rückrufe von Waren sofort selbst durchführen können. Aktuell müssen sie das zunächst den Unternehmen selbst überlassen. Drittens sollten Betriebe jederzeit ihre Lieferkette transparent und den Behörden zugänglich machen, damit diese die entsprechenden Produkte zügig identifizieren und Verbraucher informieren können. Und viertens müssten Rückrufe und vor allem auch die Information der Verbraucher schneller und umfassender erfolgen.

Passiert dies nicht, sind weitere böse Überraschungen in unserem Essen vorprogrammiert. Anne Markwardt ist Leiterin des Teams Lebensmittel beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV).

SMARTES GADGET

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Schloss 2.0 mit Fingerprintsensor

Bei Smartphones haben sich Fingerabdrucksensoren längst durchgesetzt. Auch an Haustüren mit „smarten“ Schlössern gibt es vermehrt Fingerabdrucksensoren. Auch kompakte Schlösser sind mittlerweile damit ausgestattet.Die Vorteile sind klar: Lästiges Suchen nach dem Schlüssel gehört der Vergangenheit an und auch ein Fremdzugriff ist nahezu komplett ausgeschlossen. Man kann es nutzen, um das Fahrrad anzuschließen, den Aktenkoffer zu sichern – oder gar auf Reisen den Koffer zu verschließen. Die meisten Schlösser sind extrem leicht und der Akku hält bis zu zwei Jahre.

IM FOKUS

Viele Kinderwagen schneiden gut ab

Sicherheitsmängel und Schadstoffe gehören mittlerweile fast der Vergangenheit an

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Sicher, komfortabel, leicht in der Handhabung – und schick soll er auch noch sein: Um einen idealen Kinderwagen zu finden, sollten Eltern auf Beratung setzen und auf Prüfsiegel achten. 
FOTO: WOLFRAM STEINBERG/DPA

Von Claudia Wittke-Gaida

Der erste Kinderwagenkauf ist teilweise komplizierter als die Auswahl eines neuen Autos. Denn das Angebot ist riesig und die Ansprüche sind besonders hoch: Ein Kinderwagen soll sicher und bequem fürs Kind sein und darüber hinaus langlebig, gut händelbar, komfortabel, schadstoffarm, geländetauglich, platzsparend – und stylisch. Zu den Favoriten zählen Modelle, die vom Säuglings- bis zum Kleinkindalter passen, sich also später auch zum Buggy mit verstellbarem Rückenteil umbauen lassen. Doch was macht einen guten Kinderwagen, der möglichst allen Ansprüchen genügt, aus?

Die Hersteller versuchen, sämtliche Kundenwünsche zu berücksichtigen, und sind auf Qualität bedacht: So viele Kinderwagen wie beim jüngsten Test in diesem Sommer kamen bei Stiftung Warentest noch nie so „gut“ weg: Gleich sechs der 14 untersuchten Modelle können die Tester empfehlen. Der Beste aller Guten ist für 400 Euro zu haben: Testsieger Hauck Saturn R Duoset überzeugte vor allem mit seinem Sitzkomfort. Zudem lässt er sich gut falten und einfach im Kofferraum verstauen.

Ebenfalls „gut“ und mit 260 Euro noch günstiger ist Kinderkraft Moov. Drei Modelle erreichten ein „befriedigend“, vier ein „ausreichend“. Die Tester führten diesbezüglich vor allem folgende Kritikpunkte auf: Insgesamt waren die Kinderwagen zu schwer und zu unbequem. Die Schale erwies sich vor allem für eher große Babys als zu beengt oder zu kurz.

Der Sitzkomfort sei bei den Modellen mit den Noten drei und vier generell gerade für ältere Kinder ein Problem, da sich kein Sitz in eine ebene Liegefläche verwandeln lasse. Zudem fehlten fast immer mitwachsende Fußstützen, die beim Sitzen Druck aus den Kniekehlen nehmen, kritisieren die Warentester.

Sicherheitsmängel und Schadstoffe, die frühere Tests trübten, gehören (fast) der Vergangenheit an. Lediglich ein Modell wurde als Schadstoffsünder entlarvt und wurde daher mit „mangelhaft“ bewertet. Die Tester fanden in den Griffen des von der Marke Babyone exklusiv verkaufte B.O. Startklar T-Light mehr Benzo( ghi)perylen als das Siegel Geprüfte Sicherheit (GSZeichen) erlaubt. Die Substanz, kann eine erbgutveränderte Wirkung haben kann.

Die Warentester haben eigenen Angaben zufolge Babyone mit dem Testergebnis konfrontiert, woraufhin das Unternehmen das Modell aus dem Verkauf zurückgenommen hat. Bereits verkaufte Wagen des Modells werden ausgetauscht.