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Peiner Wirtschaftsspiegel

Gastronomie befürchtet Pleitewelle – Peines Café Couture startet durch

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Rund 150.000 Euro Investierte das Ehepaar Hamadi in die Ausstattung Ihres Bar- und Restaurantbetriebs. Foto: Stallmann

Neben der Veranstaltungsbranche gibt es wohl kaum einen Wirtschaftszweig, den die Corona-Pandemie so hart getroffen hat wie die Gastronomie und Hotellerie. Nicht ohne Grund sehen sich einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga zufolge deutschlandweit knapp 60 Prozent der Betreiber von Gaststätten und Hotels in ihrer Existenz bedroht. Auch die Betriebe im Peiner Land haben hart zu kämpfen.Auch wenn Restaurants und Cafés unter Auflagen wieder Gäste bewirten und Hotels Touristen beherbergen dürfen, ist die Not in der Branche weiterhin groß. Nach wochenlanger Zwangspause klaffen riesige Löcher in den Bilanzen. „Die Umsätze liegen weit unter den Vorjahreswerten“, lautet das Ergebnis der Dehoga-Umfrage, an der sich Anfang August 7 200 Gastronomen und Hoteliers beteiligten.So beklagen die Betriebe von Januar bis Juli durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von 60,1 Prozent. Dabei betrugen die Einbußen im März bereits 63 Prozent, im April dramatische 86,8 Prozent, im Mai 73,7 Prozent, im Juni 52,2 Prozent und im Juli 43,2 Prozent. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit einem Umsatzrückgang im Schnitt von mindestens 51 Prozent. Ein Grund für die Umsatzverluste sind auch die coronabedingten Vorschriften. Aufgrund der Abstandsgebote ist die Kapazität der Betriebe laut Umfrageergebnis um durchschnittlich 42 Prozent eingeschränkt. Die Dehoga-Zahlen decken sich in etwa mit den Angaben des Statistischen Bundesamtes, das in den vergangenen Tagen ähnliche Einbrüche in der Tourismusbranche veröffentlichte.

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Mohamed Hamadi ist weiterhin positiv gestimmt. Foto: Stallmann

ENTLASSUNGEN NOTWENDIG

Drastische Auswirkungen hat die Corona-Pandemie aber auch auf den gastgewerblichen Arbeitsmarkt, doch als besonders wirksames Instrument zur Abfederung der Corona-Folgen erweist sich das Kurzarbeitergeld. 79,8 Prozent der Betriebe haben Kurzarbeitergeld beantragt. Als „ermutigend“ wertet Dehoga-Präsident Guido Zöllick die Angabe, dass 67 Prozent der Betriebe in der Zwischenzeit Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt haben. Von notwendigen Entlassungen berichten indes 30 Prozent der Betriebe. 24 Prozent der Betriebe planten dies zum Umfragezeitpunkt. Erfreulich sei hingegen, dass 89,6 Prozent der Betriebe keine Aufhebung oder Kündigung der Ausbildungsverträge vorgenommen haben.

GÄSTE ZEIGEN VERSTÄNDNIS

Laut den aktuellen Umfrageergebnissen teilen 89,7 Prozent der Betriebe mit, dass sie mit der Einhaltung der coronabedingten Schutz- und Hygienemaßnahmen bei den Gästen auf Verständnis stießen. „Es scheint allen klar zu sein, dass jeder von uns in der Verantwortung steht, eine zweite Welle zu vermeiden. Nur wenn sich Gastgeber, Mitarbeiter wie Gäste an die Corona-Auflagen halten, werden die wiedergewonnenen Freiheiten des Ausgehens und Reisens Bestand haben“, ist Zöllick überzeugt.

SCHWIERIGER START

Davon ist auch Mohamed Hamadi überzeugt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hatte er erst wenige Monate vor dem Lockdown den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und am historischen Marktplatz in Peine das Restaurant namens Café Couture eröffnet, um neben Kaltgetränken und Kaffeespezialitäten auch selbst gebackene Kuchen und Torten sowie Frühstücksvariationen aus aller Welt und herzhafte Mittags- und Abendgerichte anzubieten. Zuvor hatte das Paar rund 150.000 Euro in Umbau und Ausstattung der Räumlichkeiten investiert, um sich den ganz persönlichen Traum von dem eigenen gastronomischen Betrieb zu erfüllen.

„Insofern war der Lockdown für uns natürlich eine Katastrophe“, sagt Hamadi. Schließlich hatte er dafür sogar seinen Job in der Telekommunikationsbranche an den Nagel gehängt. „Wobei wir zuvor erhebliche Rücklagen gebildet hatten, um im Notfall auf Reserven zurückgreifen zu können. Denn in der Gastronomie bedarf es nun einmal einer gewissen Zeit, um sich einen Namen zu machen.“ Einige wenige Wochen reichen dafür keinesfalls aus. Und so war auch der Versuch, mit dem Außer- Haus-Betrieb eine rettende Alternative zu schaffen, nicht sonderlich erfolgreich verlaufen.

ZWEITER START IM MAI

Dennoch steckte das Paar, das derzeit sein zweites Kind erwartet, keinesfalls den Kopf in den Sand, sondern startete nach den ersten Lockerungen Ende Mai noch einmal neu: Zum einen wurde dafür das anfängliche Konzept geändert und von der nicht alkoholischen Gastronomie auf die alkoholische Gastronomie umgestellt, und auch die Speisekarte ein wenig angepasst. „Das kam an“, sagt Hamadi, der dadurch viele neue Kunden gewann. Dennoch bleibe es weiterhin schwierig, da die räumlichen Kapazitäten durch die Abstandsregelungen nicht vollständig genutzt werden können, und die meisten Menschen aus Angst vor Ansteckung lieber unter freiem Himmel als in geschlossenen Räumen sitzen möchten. Daher bleibe es auch weiterhin schwierig. „Doch wir blicken trotzdem optimistisch in die Zukunft und hoffen, dass es schon bald wieder in den Regelbetrieb gehen kann“, sagt der Jungunternehmer. Ansonsten müsse auch er nach einem zweiten Standbein Ausschau halten, denn die Schließung seines Café Coutures kommt für ihn keines falls infrage. „Denn es war und ist unverändert unser größter Traum.“