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Bei Volkswagen wird die Logistik „grün“

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Der emissionsarme Auto-Frachter Siem Confucius beim Ablegen in Emden. © VOLKSWAGEN AG

Mit dem Umweltleitbild „goTOzero“ hat sich der Volkswagen-Konzern ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2050 will er CO2-neutral werden. Der konsequente Ausbau der Elektromobilität ist dabei der meistdiskutierte, aber eben nur einer von vielen Bausteinen auf dem Weg dahin. Einen großen Beitrag leistet zum Beispiel auch die Logistik mit der Initiative „goTOzero impact logistics“.Pro Tag werden im Volkswagen-Konzern mehr als 200 Millionen Teile und 44 000 Autos transportiert. Allein in Europa sind dafür täglich mehr als 25 000 Lkw und 6 000 Eisenbahnwagen unterwegs. Per Schiff werden jährlich mehr als 2,7 Millionen Fahrzeuge und rund 250 000 Container weltweit transportiert. Wie also will der Konzern die Klimabelastung durch die Logistik senken?„Wir fragen uns systematisch, wie wir die heutigen Prozesse in Bezug auf die Nachhaltigkeit optimieren können. Das fängt bei relativ kleinen Dingen an“, erklärt Thomas Zernechel, Leiter der Konzernlogistik, im Gespräch. Etwa bei der Verpackung und den Behältern für die Fahrzeugteile und Materialien. „Es geht darum, den Platz optimal auszunutzen, um möglichst viele Transporte zu vermeiden“, so Zernechel. Gleichzeitig teste Volkswagen heute auch verstärkt alternative Materialien. „Es gibt bereits Behälter aus nachhaltigen Stoffen wie zum Beispiel Stroh“, so der Leiter der Konzernlogistik.

Konzernlogistikchef Thomas Zernechel erklärt, wie das Vorhaben funktionieren kann

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Thomas Zernechel © KAI-UWE KNOTH

DIGITALISIERUNG HILFT BEI DER PLANUNG

Bei der Vermeidung von Transporten spielt auch die Digitalisierung eine große Rolle. „Digitale Werkzeuge helfen dabei, die Prozesse, Routen, Frachtraum noch genauer zu planen. Dadurch können wir die Logistik weiter optimieren“, sagt Zernechel. Über eine digitale Plattform werden unsere Werke, Transportdienstleister und Teilelieferanten miteinander vernetzt. Dort sind dann alle notwendigen Daten hinterlegt, um zum Beispiel den Transport von Teilen und Materialien effizienter zu gestalten und Leerfahrten oder geringe Beladung möglichst zu vermeiden.

Neben der Reduzierung der Menge der Transporte geht es aber vor allem darum, diese so klimafreundlich wie möglich abzuwickeln. Ein wichtiger Schritt: die Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene. „Jeder Bahntransport spart gegenüber dem per Lkw rund 80 Prozent CO2 pro transportierter Tonne ein. Wenn die Bahn komplett elektrisch und mit Grünstrom betrieben wird, sind es sogar annähernd 100 Prozent. Unser Bestreben ist es deshalb, den Anteil der Bahntransporte stetig zu steigern“, so Zernechel.

Dabei befindet sich der Konzern auf einem guten Weg. Gerade erst wurde angekündigt, sämtliche Transporte mit DB Cargo in Deutschland ab Anfang 2021 per Grünstrom laufen zu lassen. Durch die komplette Umstellung werden fast 27 000 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr eingespart. „Das ist schon sehr gut. Noch wichtiger ist, dass wir bis 2022 unseren Anteil an Bahntransporten von Neufahrzeugen von 53 auf 60 Prozent steigern wollen – also eine Steigerung um 15 Prozent. Das macht eine weitere, enorme CO2-Ersparnis aus und spart rund 50 000 Lkw-Fahrten pro Jahr in Europa“, sagt Zernechel.

Und in Zukunft sollen es sogar noch mehr werden. Stichwort: kombinierter Verkehr. „Viele Lieferanten verfügen leider nicht über einen eigenen Bahnanschluss. Wir wollen die Materialien deswegen mit bahnfähigen Lkw abholen und sie anschließend für die Langstrecke auf die Schiene setzen“, erklärt der Logistikchef. Noch sei diese Methode natürlich auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit. „Deshalb sind wir heute im Materialverkehr noch verstärkt mit Lkw unterwegs, perspektivisch wollen wir das aber weiter umstellen.“

WENIGER EMISSIONEN DURCH FLÜSSIGGAS-FRACHTER

Im Bereich des Schiffverkehrs macht sich die Volkswagen-Konzernlogistik derweil vor allem neue Technologien zunutze. Seit Jahresmitte ist für den Konzern bereits ein LNG-Autotransportschiff unterwegs, ein zweites wird in Kürze folgen. Die mit Flüssiggas betriebenen Schiffe sind dank innovativer Motorentechnologie von MAN deutlich umweltfreundlicher.

Luftschadstoffe werden erheblich reduziert: bei Kohlendioxid um bis zu 25 Prozent, bei Stickoxid um bis zu 30 Prozent, bei Rußpartikeln um bis zu 60 Prozent und sogar um 100 Prozent bei Schwefeloxid – im Vergleich zu dem üblicherweise eingesetzten Schweröl. „Und die Technik bietet einen weiteren entscheidenden Vorteil: Perspektivisch kann auch regenerativ erzeugtes Gas eingesetzt werden – das wäre dann nahezu CO2-neutral“, erklärt Zernechel.

Weniger Emissionen: Kohlendioxid um bis zu 25 Prozent, Stickoxide um bis zu 30 Prozent, Rußpartikel um bis zu 60 Prozent und Schwefeloxide um bis zu 100 Prozent.

Generell sieht sich die Konzernlogistik auch in der Rolle als Praxispartner für die Entwicklung und Erprobung innovativer Technologien. „Wir tauschen uns intensiv mit der technischen Entwicklung, der Konzernforschung und den Konzernmarken aus, um innovative Technologien auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. So zum Beispiel den Einsatz batterieelektrisch betriebener Lkw oder den Einsatz synthetischer Kraftstoffe“, erklärt Zernechel. Denn eines ist sicher, nicht sämtliche Transporte werden auf die Schiene umgestellt werden können und nicht alle Verkehrsträger sind elektrifizierbar. Ein klimaneutraler Einsatz von Schiffen wird nur über synthetische Kraftstoffe darstellbar sein.

Bei all den technologischen Fortschritten glaubt der Logistikchef deswegen auch daran, dass die Klimaziele des Konzerns erreicht werden können. „Die aktuelle und künftige technologische Entwicklung und die Digitalisierung werden eine zentrale Rolle dabei spielen, den Konzern bis 2050 klimaneutral aufzustellen.“ STE