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City Land 4/2021

Auf Schienen ins Weltall: Grafittikunst für die alte Lok in Salzgitter-Bad

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Grafitti-Künstler Ronny Knorr Foto: Rudolf Karliczek

Über einen frischen Farbtupfer im Herbst können sich Bahnreisende in Salzgitter-Bad freuen. Die stählerne Diesellok, die jeden Gast auf dem Vorplatz empfängt, hat ein neues Antlitz. Graffiti-Künstler Ronny Knorr packte dafür die Sprühdosen aus und ließ seiner Freude an der Gestaltung freien Lauf.  

Frische Farbe für die alte Lok in Salzgitter-Bad

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Unternehmer Helmut Stolze freut sich über die neue Gestaltung der Lok durch Grafitti-Künstler Ronny Knorr. Foto: Rudolf Karliczek

„Ich bin begeistert“, sagt Auftraggeber und Eigentümer Helmut Stolze, wenn er das Ergebnis sieht. Damit ist die alte Lokomotive bestens gerüstet für ihr Jubiläum, das 2022 gefeiert werden könnte. Denn vor knapp 25 Jahren traf das Führerhaus samt Fahrgestell in Salzgitter-Bad ein, um die kleine Verkehrsinsel vor dem historischen Gebäude zu schmücken. Salzgitters damaliger Tiefbauamtsleiter Klaus Gossow und Helmut Stolze hatten bei der Eröffnung des umgebauten Platzes die Idee, mit einer Art Kunstobjekt an die historische Geschichte der Bahn zu erinnern. Sie nutzten die guten Kontakte zur Warnetalgemeinschaft in Klein Mahner und starteten das Projekt.

Die Stadt verlegte die Bahngleise auf dem Platz, die ausrangierte und ausgeschlachtete Diesellok wurde vom Museumsbahnhof in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ mit der Motordraisine die mehr als zehn Kilometer nach Salzgitter-Bad gerollt und dann mit einem Autokran auf den Platz gehoben, erinnert sich Helmut Stolze. Zunächst ließ er das Gestell anstreichen, später durfte ein Kindergarten die Aufgabe übernehmen, nun war es wieder an der Zeit für frische Farbe.
  

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Illustration: ytalpa/123RF

Für diesen Job hatte Helmut Stolze auch gleich den richtigen Kandidaten im Blick: Ronny Knorr. Der Hobby-Künstler hatte erst vor einem Jahr das Toilettenhaus am Bahnhof mit einem Feuerwehr-Motiv zu einem echten Hingucker gemacht. Nun übernahm er ehrenamtlich das Besprühen der Diesellok, ohne dabei ein Motiv oder Motto im Kopf zu haben. „Da hatte ich gleich große Lust zu“, sagt Ronny Knorr, der die Lok so nach und nach in das Weltall verfrachtete.

„Der Zahn der Zeit“ nennt der Künstler sein Werk. Technik verbindet sich mit Freiheit, eine bunte Welle ziert die Rückseite des Führerstandes. Und wer genau hinschaut, kann einen Leuchtturm entdecken. Keinen geraden, sondern einen etwas krummen. „Im Leben läuft auch nicht immer alles gerade“, sagt Ronny Knorr, dessen Kürzel Rocket192 sich genauso auf der Lok befindet wie das TGF für seine Crew aus Amerika, mit er jedes Jahr in New York unterwegs ist und zu der echte Graffiti-Pioniere gehören. Sie gehören zu denjenigen, die die Sprühkunst in den 80er-Jahren berühmt gemacht hatten. Damals dürfte die alte Diesellok noch in voller Montur für die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter (VPS) auf den Schienen unterwegs gewesen sein.